25. Februar 2025
In den 1950er-Jahren wurde in Basel das sogenannte Gellertfeld östlich des Stadtkerns für dringend benötigten Wohnraum erschlossen. In diesem Zuge errichtete man dort auch die Primar-Schulanlage Gellert, ein Ensemble aus zwei zusammenhängenden Gebäuden, einer Doppelturnhalle, einem Singsaal mit Hauswartwohnung sowie einem Kindergarten. Der verantwortliche Architekt damals war der Kantonsbaumeister Julius Maurizio. Er nutzt zwar die bautechnischen Möglichkeiten der damaligen Zeit, gestalterisch aber folgte er nicht dem Stil der Nachkriegsmoderne, sondern einem eher konservativen und auch pragmatischen Duktus. Nun stand eine Gesamtsanierung inklusive eines Umbaus an, die von MET Architects aus Basel durchgeführt wurde.
von Thomas Geuder, der Raumjournalist
Die Schulanlage wurde damals als pavillonartige Struktur in kindergerechtem Maßstab mit einer plastischen Gestaltung der Fassaden gebaut, was auch aus heutiger Sicht eine hohe Qualität bietet. Bei der Generalsanierung haben MET Architects deshalb den Fokus – neben der energetischen Ertüchtigung und der Anpassung an aktuelle Gesetze und Normen – auf die räumliche und funktionale Überarbeitung gelegt. Die Schule sollte so für die kommenden Jahrzehnte baulich wie pädagogisch gut vorbereitet werden. Ihr Ansatz war, die Nutzungsverteilung neu zu denken und dies mit nur wenigen baulichen Eingriffen verwirklichen zu können, wobei sich die über 60 Jahre alte Struktur als hochwertige bauliche Grundlage erwies. Wichtig war allen Beteiligten, das Gebäude im Sinne eines umfassenden und maßvollen Nachhaltigkeitsverständnisses zu sanieren. Nicht nur der Rohbau selbst, sondern möglichst auch die Ausbaumaterialien sollten erhalten werden.
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Die pavillonartige Struktur, der kindergerechte Maßstab und die plastische Gestaltung der Fassaden in der Schulanlage Gellert bieten bis heute eine hohe Qualität.
Umfassende Baumaßnahmen
So wurden alle Dächer und Gebäudehüllen inklusive der Fenster und des Sonnenschutzes saniert, die komplette Haustechnik ersetzt, die Nasszellen sowie sämtliche innere Oberflächen erneuert und die komplette Schulanlage entsprechend den Vorgaben durch Brandschutz, Erdbebensicherheit, Energie, Sicherheit und Barrierefreiheit neu aufgestellt. Umbauten, die die Gestalt des Baukörpers beeinflussen, sind so entworfen, dass sie sich wie selbstverständlich einfügen, etwa der Dachboden des zweiten Schultrakts, der beidseitig mit Schleppgauben versehen ist, wodurch sich der Dachraum künftig als Spielestrich nutzen lässt.
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Sämtliche inneren Oberflächen wurden erneuert und etwa die Unterrichtsräume mit Linoleumboden versehen.
Eine wichtige Änderung haben MET Architects beim Kindergarten vorgenommen: Bisher bestand er aus drei fünfeckigen Haupträumen mit teilweise offenen Zwischenbereichen. Die früheren Garderoben wurden nun zu Gruppenräumen umgewidmet, gleichzeitig wurden die ehemals überdeckten Außenräume durch Wände in Holzbauweise geschlossen, die die expressive Gebäudegeometrie vervollständigen, sodass sich hier Platz für die neuen Garderoben und Nasszellen ergibt. Beim Turnhallengebäude wiederum wurde der Grundriss leicht optimiert, um für die Lehrerinnen und Lehrer eine höhere Flexibilität zu schaffen. Die neuen Wandverkleidungen in der Turnhalle erlauben die Integration der Technik nach den Schweizer Sportrichtlinien und verbessern zudem die Akustik deutlich.
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Wo zuvor gedeckte Außenräume waren, befinden sich jetzt die neuen Garderoben und Nassräume.
Frische Raumatmosphäre
Bisher waren die Innenräume eher zweckmäßig, kostengünstig und ohne erkennbare übergeordnete Idee eingerichtet, entsprechend einer konservativen Vorstellung vom Schulunterricht. MET Architects haben ein übergeordnetes Farb- und Materialkonzept eingeführt, das den heterogenen Bauten eine gemeinsame Identität verleiht und somit insgesamt eine merkliche Aufwertung und eine neue Zusammengehörigkeit erzeugt. Hochwertige Materialien wie Kunststein- und Klinkerböden, Holzverkleidungen, -türen und -fenster sowie bauzeitliche Intarsien HoH wurden erhalten und lediglich aufgefrischt. Entsprechend der ursprünglichen Gestaltung wurden die Wände in den Korridoren der Schulhäuser mit Putz versehen. Neu eingebracht wurden Akustikdecken aus Gips, Tapeten auf Zellulosebasis mit Straminstruktur und Linoleumböden in den Klassenzimmern. Die Leuchte „Geller“ – eine Eigenentwicklung von MET Architects – findet sich in vielen Bereichen.
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Um die neue Technik zu integrieren, wurden die Wände mit 3-Schichtplatten verkleidet, die Akustik wurde mit einer seitlich bis auf eine Höhe von 2,70 m heruntergezogen abgehängten Decke merklich verbessert.
Alle Gebäudetrakte werden mit Fernwärme beheizt, gekühlt wird über Nachtauskühlung, nahezu auf allen Dächern befindet sich jetzt Photovoltaik, die den größten Teil des Bedarfs deckt. In Regenwassertanks wird das Wasser für die Bewässerung der Sportfelder gesammelt, die neue Bepflanzung wurde mit Fokus auf Biodiversität ausgesucht. Für Fledermäuse gibt es neue Quartiere, ebenso für Mauersegler Nistkästen. Das Projekt wurde dem db-Wettbewerb „Respekt und Perspektive – Bauen im Bestand“ mit einer Anerkennung ausgezeichnet.
Projektdaten:
Architektur: MET Architects, Basel
Bauherr: Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel Stadt, Städtebau & Architektur, Hochbau, Basel
Tragwerksplanung: wh-p Ingenieure, Stuttgart/Berlin/Basel
Baumanagement: Proplaning, Basel
Landschaftsarchitektur: August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten, Binningen
Elektroplanung: Eplan Elektroengineering, Reinach
Technische Gebäudeplanung: Herrmann + Partner Energietechnik, Basel
Sanitärplanung: Bogenschütz, Basel
Bauphysik: Gruner, Basel
Standort: Emanuel-Büchel-Strasse 15, 4052 Basel (CH)
© Alle Bilder: Piotr Hraptovich, Basel